am 18.07.2012 15:56 , Klicks: 29235

Stilfehler - wichtige Kleinigkeiten

Die übelsten Stilsünden sind Kleinigkeiten. Niemand käme auf die Idee, etwa sein signalrotes Shirt zum Businessanzug zu tragen oder zum gelb karierten Anzug zu greifen. Aber was den Gesamteindruck wirklich ruiniert, sind Details, die man entweder falsch macht, weil man nicht darüber nachdenkt, oder weil manch wohlmeinender Ratgeber einem hier Halbwahrheiten anbietet, die der Autor offenbar niemals ausprobiert hat.

Ein Button-Down-Hemd, so hört man heute oft, könne man auch mit Krawatte tragen. Die Regel, es sei ein Freizeithemd, sei doch längst überholt. Nun, solange man die Krawatte streng vom Standpunkt der modischen Gesetzmäßigkeiten betrachtet, mag sich hier einiges gelockert haben. Das ändert aber nichts daran, dass bei diese Kombination weder die Krawatte noch der Kragen wirklich sinnvoll sitzen. Ein Button-Down-Kragen mit Krawatte bildet einen hässlichen Wulst um den Hals, die Spitzen heben sich ab, und die Krawatte selbst wird auch gestaucht. Also, lassen Sie es. Nicht weil man es einfach nicht macht. Sondern weil es nicht gut aussieht.
Es kann funktionieren, wenn Sie - wie dereinst Stilikone Gianno Agnelli - die Kragenspitzen nicht anknöpfen und zur schmalen Wollkrawatte greifen. Aber das ist ein sehr legerer Look.

Was tun, wenn die Krawatte zu lang ist? Gerne wird der Ratschlag gegeben, sie in den Hosenbund zu stecken. Das sieht ja schließlich unter dem Jackett niemand. Eben doch. Denn die derart fixierte Krawatte schiebt sich im Sitzen hoch, im Stehen zieht sie sich. Vernünftig sitzen bzw. schwingen kann sie so nicht mehr. Binden Sie lieber einen anderen Krawattenknoten und verkürzen den Binder damit. Krawatten binden kann nicht immer nur auf eine Art erfolgen.
Vermeiden Sie, das dünne Ende in die Knopfleiste des Hemds zu stecken. Wird gerne empfohlen, aber die Krawatte liegt dadurch auf dem Hemd schief auf.

Auch wenn es einfach ist (und wer erspart sich nicht gerne ein wenig Arbeit): Hängen Sie Ihre Krawatte nicht nach dem Tragen einfach gebunden in den Schrank. Das spart Ihnen morgens beim Anziehen ein paar Sekunden, verkürzt aber die Lebensdauer Ihrer Krawatte enorm. Außerdem sieht man den Unterschied. Wirklich.

Da wir uns ja theoretisch gerade im kalendarischen Sommer befinden, auch wenn das Wetter dies momentan nicht vermuten lässt: Tragen Sie ruhig Kurzarmhemden. Aber nicht zum Anzug. Nicht weil die meisten kurzärmeligen Hemden anders geschnitten sind und daher zum Jackett immer eine etwas merkwürdige Figur machen. Auch nicht, weil der Eindruck weniger förmlich ist, wenn man am Ärmel des Jacketts nicht das Hemd erahnen kann (idealerweise schaut es ein, zwei Zentimeter hervor). Sondern einfach, weil Sie ein Hemd ohne weiteres in dei Waschmaschine werefn können, wenn es durchgeschwitzt ist. Der Anzug hingegen muss in die Reinigung.

Wenn amn denn keine Krawatte trägt, sollte man ruhig das Hemd am Kragen offen lassen. Aber wenn man darunter einen T-Shirt-Kragen sieht, ist das keine so gute Idee. Greifen Sie also lieber zu einem tiefen V-Ausschnitt - und eben nicht zu einem klassisch geschnittenen Unterhemd. Denn wie soll ein Unterhemd das wertvolle Hemd vor Schweiß schützen, wenn es Brustbein und Achseln freilässt?

Wer nun noch daran denkt, keine Comicmotive auf der Krawatte zu tragen, den Schmuck auf ein Minimum zu reduzieren und statt der weißen Frotteesocken zu schwarzen Strümpfen greift, kann nun eigentlich nur noch sehr wenig falsch machen.


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