Verarbeitung einer Krawatte

Details sagen viel über die Qualität aus · Krawatte Stoffe · Sevenfold Tie

Eine schöne Krawatte. Und so farbenfroh. Sauber und milimeterfein vernäht, messerscharf gebügelt. Irgendwie bindet sie sich aber nicht so gut. Aber dafür war sie billig. Mal sehen, wie die sich macht. Oh, ich kann sie gerade gar nicht tragen. Die Falten vom Probebinden gestern sind immer noch überall. Lässt sich das nicht vermeiden?

Doch, lässt es. Und zwar, indem Sie vermeiden, Schrott zu kaufen. Es muss ja gar nicht mal immer die edle Designerkrawatte sein. Auch im unteren Preissegment gibt es teils bemerkenswerte Qualität. Wichtiger als der große Name ist hier vor allem eines: die Verarbeitung.

Das fängt schon beim Stoff an. Natürlich muss es nicht immer Seide sein, auch wenn das Material an Eleganz kaum zu überbieten ist und sich einfach als Standard durchgesetzt hat. Gerade im gewerblichen Einsatz auf Messen oder im Service ist manchmal etwas robustere Mikrofaser die bessere Wahl. Aber der Oberstoff sollte gut geschnitten sein. Klassischerweise wird Krawattenstoff diagonal im Winkel von 45 Grad zugeschnitten, damit er sich nicht verdreht. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb gestreifte Krawatten meist diagonal gestreift sind. Überprüfen lässt sich der Schnitt hier ziemlich einfach auch im Geschäft: lassen Sie die Krawatte einfach flach herunterhängen. Ist sie unsauber zugeschnitten, verdreht sie sich.

Besonders aufschlussreich ist die Rückseite der Krawatte. Die dort liegende Naht kann mit winzigen Stichen perfekt genäht sein. Sollte sie aber nicht. Denn beim Krawatten binden liegt hier eine ungeheure Spannung an. Da muss die Naht flexibel bleiben und sich ein wenig verschieben können, sonst reisst sie schnell ein. Gute Krawatten sind daher nicht nur von Hand vernäht, sondern sogar etwas lockerer, als man erwarten würde. Manchmal wird der Faden am Schluss nicht vernäht, sondern offen liegengelassen. Das ist ein fast sicheres Zeichen für eine handgenähte Krawatte. Ob man nun aber, wie es manche Anbieter tun, unbedingt gleich die Nadel in der Krawatte lassen sollte, ist hingegen sehr zweifelhaft.

Zudem findet sich auf der Rückseite ein Etikett, und oft auch eine Schlaufe zum Durchstecken des schmalen Endes der Krawatte. Letztere sagt zwar an und für sich noch nichts über die Qualität einer Krawatte aus. Aber sie zeigt, dass sich jemand mehr Arbeit gemacht hat als nötig.

Wichitg ist auch die Verarbeitung des Futters. Es sollte passgenau zugeschnitten und möglichst sprungelastisch sein. Manche Anbieter im untersten Preissegment verzichten ganz auf eine Einlage, was nicht gerade zu einem guten Krawattenknoten führt. Wirklich verzichtbar ist die Einlage nur bei einer einzigen Ausnahme: Es gibst eine Möglichkeit, ein eckiges Stück Seide so zu falten, dass sich daraus auch ohne Futter eine Krawatte ergibt, die schwer genug ist, um sie zu binden. Man benötigt dafür nicht nur deutlich mehr Arbeit, sondern auch mehr als dreimal so viel Seide, weshalb die "Sevenfold Tie" als Krönung der Krawattenherstellung gilt.

Auch an der Krawattenspitze gibt es Unterschiede. Dort ist auf der Rückseite ein Stoff, der das Futter und die Rückseite abdeckt. Tipping nennt sich diese Verarbeitungsweise. Wenn Sie irgendwo auf die Bezeichnung "Self-Tipped" stoßen, so heißt das: Die Krawattenspitze ist innen nicht mit einem einfacheren Stoff gedeckt wie üblich, sondern im Oberstoff der Krawatte. Ganz nett. Wird aber außer Ihnen nie jemand zu sehen bekommen.


Lesen Sie hier weiter: